Häusersysteme Und Nördliche Horoskope

 

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Version 2.0 01.Mai 2019
Version 1.0 05.April 2019

 

Schnell-Navigation

 

  Astrologie Und Kausalität  

  Die Entstehung der Häusersysteme  

  Die Technischen Unterschiede  

  Der Lauf Der Sonne  

  Sphären Und Horoskopbilder  

  Häusergrößen In Der Deutungspraxis  

  Achsen Und Häuser In Der Polarregion  

  Die Wahl Des Häusersystems  

  Fallbeispiele  

  Links  

 

 
Ein Horoskop aus der Arktis - Svalbard Global Seed Vault - Spitzbergen
Global Crop Diversity Trust Svalbard Global Seed Vault     Grafik: ASTROPLUS Professional-Edition     Editor: Adobe Photoshop Elements
 


 
Astrologie Und Kausalität
 
 
 

Die Astrologie entstand aus der Beobachtung von sichtbaren Himmelsobjekten vor ungefähr 2500 Jahren nach heutigem Kenntnisstand in Mesopotamien. Sie wurde weiterentwickelt im Alten Ägypten, von den Alten Griechen und schließlich den Römern, wo Astrologie auch in der Masse populärer wurde. Planeten waren inzwischen benannt nach Individuen der griechisch-römischen Mythologie, deren individuelle Charakterzüge in den einzelnen Planeten betrachtet und mit denen Planetenpositionen individuell gedeutet werden konnten.

Die stimmige oder gar korrekte Benennung von Planeten entsprechend Eigenschaften, die sie offenbar selbst symbolisieren können, ist und bleibt ein Mysterium, in das auch die vergleichsweise gut dokumentierte Benennung von Chiron nur unzureichend Licht bringt. Was im Sonnensystem herumfliegt und benannt ist, kann erfaßt und astrologisch gedeutet werden. Was einen Namen hat wirkt!

Durch die Beobachtung sich wiederholender Ereignisse im Persönlichen und oder im Weltgeschehen, die gleichzeitig zu bestimmten planetaren Konstellationen stattfanden, ließ sich darauf schließen, was passieren könnte, wenn sich wieder soeine planetare Konstellation bildet. Astrologie ist eine Erfahrungswissenschaft!

Am deutlichsten zeigt sich das beispielsweise in der Regel 3 mal im Jahr zu den Phasen des rückläufigen Merkurs, es kommt verstärkt zu Ereignissen, die erfahrungsgemäß speziell damit in Verbindung gebracht werden. Astronomie und Astrologie gingen gemeinsame Wege, bis das astrologische Weltbild nicht mehr zeitgemäß war, aufgrund der Wissenschaft für obsolet erachtet und die aus dem Altertum stammende Kausalität als deterministisch zurückgewiesen wurde.

Nun bedingt Kausalität nicht zwangsläufig Determinismus. Meine mit dem Geburtsmoment im Geburtshoroskop festgehaltenen Veranlagungen entsprechend der Positionen von Planeten und Asteroiden aber auch dem Fokus-Kraftfeld des Mond-Orbit namens Lilith, ich kann nach ihnen leben oder ich kann andere Wege beschreiten. Ich kann einer Krankheit oder einem Unfall sicher nur schwer ausweichen, aber ansonsten habe ich oft genug die freie Entscheidung zwischen Richtig und Falsch, was voraussetzt, daß ich Gut und Schlecht erkenne und entsprechend vorausschauend zu meinem Vorteil handele; die Kausalität liegt in der Situation, in der ich mich entscheiden muß.

Für mich als einen kausal arbeitenden und an die Natur beziehungsweise die tatsächlichen Vorgänge im Sonnensystem gebundenen Astrologen lehne ich es ab, die vielen bis in alle Ewigkeit nicht wissenschaftlich haltbaren astrologischen Methoden anzuwenden und Schulrichtungen nachzugehen, die sich nicht an Person / Sache / Ereignis sowie and Ort und Zeit orientieren, sondern eine Alternative Realität suggerieren.

Es besteht keine Notwendigkeit, mit Progressionen / Direktionen / Solaren / Lunaren / Septaren / Harmonics und ähnlichen kein Abbild eines Zeitpunktes im Sonnensystem darstellenden Horoskopformen zu arbeiten, alles findet sich in den real existenten Abbildern von Zeitpunkten im Sonnensystem. So verwende ich ausschließlich Radix / Transit / Synastrie und gegebenenfalls Multikombine. Es ist stets sehr wichtig, exakte Daten und vor allem Uhrzeiten zu haben.

Da ich Determinismus und Entscheidungsfreiheit gleichermaßen als koexistierende Eigenschaften einer tatsächlich vieles offen lassenden Kausalität betrachte, zeigt sich zuweilen ein Konflikt zwischen dem was am Aufenthaltsort am Himmel sichtbar ist und der Art und Weise wie es in der Horoskopzeichnung dargestellt wird, denn alle Objekte müssen im Horoskop eingezeichnet sein, auch wenn sie am Aufenthaltsort gerade nicht sichtbar sind, sie sind ja defacto da und vorhanden, nur eben nicht sichtbar. Mond und Sonne zeigen zyklisch messbare und oder sogar fühl- und sichtbare physische Einflüsse auf der Erde.

Die Existenz von Gravitationswellen wurde 2015 bewiesen und es ist nicht mehr auszuschließen, daß Einflüsse von beispielsweise bereits benannten Kleinstplaneten oder Kraftfeldern wie dem nach Lilith benannten Fokus des Mond-Orbit auf irgendeine Weise in der Zukunft messbar sein werden könnten.

Das Hermetische Gesetz - wie oben so unten - ist lediglich eine Analogie, die - neben der Kausalität - andere Erklärungsvariante zur Funktionsweise der Astrologie. Irgendwie muß Astrologie erklärt werden und im Gegensatz zu Religionen und dem damit zusammenhängenden Glauben gibt es die Option, Astrologie auf wissenschaftlichem Wege als funktionierend zu erklären.

Das gewöhnliche Radix ist also Basis für meine Untersuchungen, nicht die Progression oder andere Methoden, mit denen schon versucht wurde, Häusersysteme auf ihre Stimmigkeit zu analysieren.

 
Das Cinque Terre Örtchen Manarola in der Abenddämmerung mit Planet Mars über den Dächern :
Cinque Terre Panorama Manarola · 26aug2018 2040CEST (Manarola)
 

Für psychische Einflüsse benötige ich allerdings nicht unbedingt Messungen. Als sich an einem Abend im späten August 2018 in Manarola - einem der wunderbaren italienischen Dörfer der Cinque Terre - die Nacht über die spektakuläre Kulisse des Ortes senkte, tauchten in einem beeindruckenden Halbkreis am Abendhimmel nach Sonnenuntergang der grell orange leuchtende Mars im Südosten, Saturn etwas höher und eher schwächlich im Süden, im Südwesten der heller leuchtende Jupiter und immer der gerade untergegangenen Sonne hinterher die grell und sehr markant leuchtende Venus auf. Ich war fasziniert, all diese Planeten zum erstenmal in meinem Leben nebeneinander sehen zu können. In Hamburg, also in nördlicheren Breiten, hätte ich an demselben Abend allenfalls Saturn und Jupiter sehen können, weil Mars und Venus in Hamburg nur knapp über dem Horizont erschienen. In den Hauptstädten Skandinaviens wären auch Saturn und Jupiter nur knapp über dem Horizont zu sehen gewesen.

In den nördlichen Metropolen Europa's - Bergen / Oslo / Göteborg / Stockholm / Helsinki - nennt man sie die Weißen Nächte, die Nächte in denen es nachts nicht richtig oder überhaupt nicht dunkel wird. Das ist von etwa Mitte Mai bis Ende Juli. Einen hellen blauen Schimmer mitten in der Nacht am klaren Nordhimmel haben wir auch in Hamburg in den Nächten rund um die Sommersonnenwende, also in der 2.Juni-Hälfte. Auf einer Fährfahrt von Stockholm nach Helsinki Ende Mai bei schönstem Wetter sah ich den längsten Sonnenuntergang, den ich je erlebt habe; von dem Moment als die Sonne den Horizont touchierte, dauerte es noch über 10 Minuten, bis sie ganz verschwunden war, es fühlte sich an wie eine Ewigkeit; nach nur 6 Stunden ging sie schon wieder auf.

 
Sehr langsamer Sonnenuntergang auf einer Fährfahrt von Stockholm nach Helsinki :
Cruise · Silja Symphony · Sunset · 29may2018 2137CEST (N59°53-E019°35)
 

Das Leben in den Polarregionen nördlich und südlich der beiden Breitengrade 66°33'55" - eigentlich nur in der nördlichen Polarregion, weil sich in der südlichen außer Forschungsstationen keine permanenten Siedlungen befinden - hat gravierende Auswirkungen auf Menschen. Eine beeindruckende Begegnung hatte ich am Nordkapp, auf 71°10'N. Ich sprach mit einem Einheimischen über das Leben dort, die monatelange Dunkelheit mit Polarlichtern in klaren Nächten einerseits und das monatelange Tageslicht mit einer Sonne die an wolkenfreien Tagen niemals untergeht andererseits. In den langen Wintermonaten mit wenig bis gar keinem Tageslicht helfen sich Menschen zuweilen mit Lichttherapie gegen sich einschleichende oder gar handfeste Depressionen. Diese langen Tage und kurzen Nächte im Sommer und umgekehrt im Winter haben Auswirkungen auf Charakter, Persönlichkeit und ganz besonders das alltägliche Leben aber auch die Vorgänge in der Natur in nördlichen Regionen.

 

 
Die Entstehung der Häusersysteme
 
 
 

Das Ganzzeichenhäuser-System war vermutlich das erste Häusersystem überhaupt. Verschiedene Quellen behaupten verschiedenes, oft wird der Entstehungs-Zeitrahmen 100 bis 200 BCE genannt. Beim Ganzzeichenhäuser-System beginnt der ASC auf 0° des Zeichens in den der ASC fällt. Hier ist also jedes Zeichen und auch jedes Haus eingeschlossen und alle Häuser sind dementsprechend 30° groß.

Das Häusersystem so wie wir es kennen ist an den Aszendent gekoppelt. Verschiedene Quellen berichten auch hier wieder verschiedenes, selbst um welches System - Äqual oder Inäqual - es im Tetrabiblos geht, unterliegt den verschiedenen Interpretationsoptionen. Die als Äquales Häusersystem bekannte Variante mit seinen 12 gleich großen Häusern beginnend am ASC und einem MC irgendwo in den Häusern 9 oder 10 war über lange Zeit gebräuchlich, bis sich aus dieser Idee schließlich über die Jahrhunderte bis in unsere Zeit verschiedene meist inäquale Häusersysteme entwickelten, bei denen das 10.Haus üblicherweise am MC beginnt:

Die Evolution der Häusersysteme endete also vorläufig mit der Einführung des Geburtsorts-Häuser-Systems nach Walter Koch, auch bekannt als Koch-Häusersystem. Dieses neue und zuvor von Walter Koch beworbene Häusersystem bereicherte den sich schon durch die Jahrhunderte ziehenden Disput um die korrekte Berechnung der Häuser mit einer neuen Variante.

Zwischen Häusern und Zeichen besteht eine Analogie, und so auch zu den Herrschern. Daher entspricht das 3.Haus dem Zeichen Zwillinge und dem Merkur. Alles geht ineinander über. Wenn das Zeichen Zwillinge von Merkur beherrscht wird, muß es eine Analogie geben, die auch das Haus einschließt. Ich verwende für die Gesamtheit bestehend aus Zeichen / Haus / Herrscher den Begriff Prinzipien.

 

 
Die Technischen Unterschiede
 
 
 

Je weiter sich der Ort des Horoskopes vom Äquator entfernt befindet, desto markanter können die Größenunterschiede der Häuser sein. Dies geht wunderbar konform mit der Tatsache, daß sich die Tageslichtlängen jahreszeitlich bedingt umso mehr verändern, je weiter der Ort vom Äquator entfernt ist.

Der Sommersonnenwendtag jedes Jahr am 21.Juni hat in Trondheim eine Tageslichtlänge von 20:38:28, die Sonne verschwindet dort also nur für gut 3½ Stunden unter dem Horizont, in Hamburg gibt es eine Tageslichtlänge von 17:04:02 und in Pisa beträgt die Tageslichtlänge 15:27:55; alle 3 Orte liegen bei 10°Ost und in der selben Zeitzone.

Die verschiedenen Systeme zeichnen im Vergleich das ganze Jahr hindurch das Häuserbild zweimal am Tag mit ihren jeweils beiden größten Häuserpaaren:

 
Tabelle 1 :
 
Trondheim

 21.06.2019
GOH Koch mit je 107°45'
Placidus mit je 107°45'
Campanus mit je 140°22'
GOH Koch 04:50 Häuser 4+10 / 21:50 Häuser 3+9
Placidus 00:30 Häuser 1+7 / 02:20 Häuser 6+12
Campanus 00:00 Häuser 1+7 / 02:45 Häuser 6+12
 

 
Hamburg

 21.06.2019
GOH Koch mit je 64°24'
Placidus mit je 64°24'
Campanus mit je 89°37'
GOH Koch 06:30 Häuser 4+10 / 20:15 Häuser 3+9
Placidus 23:55 Häuser 1+7 / 02:55 Häuser 6+12
Campanus 03:05 Häuser 6+12 / 23:40 Häuser 1+7
 

 
Pisa

 21.06.2019
GOH Koch mit je 50°38'
Placidus mit je 50°38'
Campanus mit je 64°45'
GOH Koch 06:50 Häuser 4+10 / 19:50 Häuser 3+9
Placidus 03:05 Häuser 6+12 / 23:40 Häuser 1+7
Campanus 23:45 Häuser 1+7 / 02:55 Häuser 6+12
 
 

Es fällt auf, daß mit dem GOH Koch-Häusersystem die jeweils beiden größten Häuser stets am Tagesrand gezeichnet werden, also morgens und abends, und diese Häuser immer an der IC-MC-Achse angelehnt sind. Dagegen zeichnen Placidus und Campanus die jeweils beiden größten Häuser nachts und zudem in kurzem zeitlichen Abstand, während diese immer an die ASC-DC-Achse angelehnt sind. Ferner sind die fülligsten Häuser beim GOH Koch-Häusersystem und bei Placidus gleichermaßen groß, während sie bei Campanus deutlich größer ausfallen.

 
Grafik 1 :
Häusersysteme Vergleich Größte Häuser Trondheim / Hamburg / Pisa     Grafik: ASTROPLUS Professional-Edition     Editor: Adobe Photoshop Elements
 

Unterschiede zeigen sich in nördlicheren und südlicheren Breiten, je weiter der Ort vom Äquator entfernt ist, desto größer werden die Unterschiede zwischen den Häusersystemen.

Es ist mit bloßem Auge aus der Grafik ersichtlich, daß das Campanus-System deutlich größere Häuser zeichnet, als die beiden anderen Systeme. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Hauspositionen von Planeten und somit auf die Deutung. Die Wahrscheinlichkeit, daß viele Planeten in die beiden größten Häuser fallen, ist entsprechend groß.

GOH Koch zeichnet in den sommerlichen Stunden rund um Mitternacht und bis in die Nacht hinein übrigens die größten Häuser zeitweise auch an der ASC-DC-Achse oder als Zwischenhäuser ohne Achsenanlehnung, allerdings erreichen sie nicht annähernd die Größe, die die an die IC-MC-Achse angelehnten Häuser an den Tagesrändern erreichen können. Welches Häuserpaar das größte ist, wechselt teils innerhalb von nur 15 Minuten.

Zur TagUndNachtGleiche Äquinoktium bildet das GOH Koch-Häusersystem für Hamburg die jeweils beiden größten Häuser wieder an die IC-MC-Achse gelehnt ab, allerdings mittags und nochmal nachts mit gleicher Maximalgröße wie am Sommersonnenwendtag, Placidus und Campanus zeichnen sie in wieder kurzem Abstand am Abend und oder in der Nacht mit ebenso derselben Maximalgröße.

 

 
Der Lauf Der Sonne
 
 
 

Zu oft habe ich mich gefragt, warum das Häusersystem GOH Koch so gut funktioniert, wenn es um Positionen der Planeten im Radix und ganz besonders um Transitübergänge über die Häuserspitzen geht. Mir fiel auf, daß GOH Koch die größten Häuser zu den Tagesrandzeiten zeichnet und so kam ich schließlich auf die Idee, den Lauf der Sonne auf ihrem täglichen Bogen am Himmel und somit meine Beobachtungen in Skandinavien dagegenzuhalten.

So wie astrologe beobachten kann, wie lange der Aszendent braucht, um ein Tierkreiszeichen zu durchqueren, so kann das auch mit dem Lauf der Sonne durch die Häuser gemacht werden. Hier ergeben sich nicht nur Unterschiede zwischen den verschiedenen Häusersystemen, sondern auch ziemlich interessante Auffälligkeiten.

Beim GOH Koch-Häusersystem benötigt die Sonne in Hamburg am Sommersonnenwendtag 06:55 Stunden, um die beiden MC-Häuser 10 und 9 zu durchqueren, bei Placidus 05:36 Stunden und bei Campanus 04:00 Stunden.

Der Tag in Hamburg dauert 17:04 Stunden, was bei genauer Teilung durch die 6 Häuser - die die Sonne während der Tageslichtzeit durchquert - zu 05:41 Stunden Laufzeit durch 2 Häuser führen müßte. Demnach zeichnet Placidus ein ziemlich genaues Abbild, bei Campanus verbringt die Sonne mehr Zeit in Tagesrandhäusern und beim GOH Koch-Häusersystem mehr Zeit in den am höchsten stehenden Häusern 10 und 9, die an den MC angelehnt sind. Die Werte für die unterschiedlichen Häusersysteme driften in Trondheim noch weiter auseinander (12:03 / 06:41 / 03:35), in Pisa weniger extrem (05:42 / 05:05 / 04:15).

Zur TagUndNachtGleiche benötigt die Sonne beim GOH Koch-Häusersystem und beim Campanus-System sehr unterschiedlich lange für die Durchquerung eines Hauses, bei Placidus wieder jeweils ziemlich genau 2 Stunden, und am Wintersonnenwendtag spiegeln sich die Durchlaufzeiten des Sommers in die Winternacht, die Sonne braucht also wieder 06:55 Stunden in Hamburg, aber diesmal durch die Häuser 4 und 3; ebenso spiegeln sich die Laufzeiten der Sonne bei den anderen Häusersystemen aus dem Sommer in die Winternacht.

Das Placidus-System zeigt keine Auffälligkeit, die Sonne läuft gleichmäßig durch die Häuser, die verschieden langen Durchlaufzeiten durch die Häuser 10 und 9 im Vergleich zwischen dem GOH Koch-Häusersystem mit 06:55 Stunden und dem Campanus-System mit 04:00 Stunden implizieren hier einen Unterschied bei diesen beiden Systemen.

Die Laufdauer der Sonne auf dem Grad der jeweils niedrigsten / mittleren / höchsten Sonnenhöhe am 21.06.2019 in Stunden und Minuten:

Sowie die Durchquerungsdauer der Sonne durch die angegebenen jeweils beiden Häuser bei Verwendung der verschiedenen Systeme in Stunden und Minuten:

 
Tabelle 2 :
 
Trondheim

 21.06.2019
Sonnenhöhe 50°: 01:48
Sonnenhöhe 25°: 00:18
Sonnenhöhe 1°: 00:59
GOH KochHaus 10+09 12:03
PlacidusHaus 10+09 06:41
CampanusHaus 10+09 03:35
  
GOH KochHaus 12+07 02:25
PlacidusHaus 12+07 06:42
CampanusHaus 12+07 10:41
 

 
Hamburg

 21.06.2019
Sonnenhöhe 60°: 01:23
Sonnenhöhe 30°: 00:14
Sonnenhöhe 1°: 00:28
GOH KochHaus 10+09 06:55
PlacidusHaus 10+09 05:36
CampanusHaus 10+09 04:00
  
GOH KochHaus 12+07 03:48
PlacidusHaus 12+07 05:34
CampanusHaus 12+07 07:22
 

 
Pisa

 21.06.2019
Sonnenhöhe 70°: 01:02
Sonnenhöhe 35°: 00:12
Sonnenhöhe 1°: 00:20
GOH KochHaus 10+09 05:42
PlacidusHaus 10+09 05:05
CampanusHaus 10+09 04:15
  
GOH KochHaus 12+07 04:05
PlacidusHaus 12+07 05:06
CampanusHaus 12+07 05:54
 
 

Wobei die Laufdauer bei Sonnenaufgang plus Sonnenuntergang jeweils bereits summiert ist. Diese Werte decken sich mit von mir gefühlt wahrgenommenen Beobachtungen in Skandinavien, wo ich immer wieder erstaunt feststellte, wie hoch die Sonne noch am Nachmittag trotz der dortigen Breiten über dem Horizont stand und wie lange sie brauchte, um nach Touchieren des Horizontes schließlich ganz unterzugehen, und in Südeuropa, wo der hohe Sonnenstand zur Mittagszeit das Fotografieren schwierig macht, dieser Umstand aber bald vorübergeht und wie schnell die Sonne dann beinahe senkrecht untergeht.

An den Werten kann abgelesen werden, daß die Sonne sich in Trondheim fast 2 Stunden am Zenit hält und jeweils 30 Minuten auf dem Grad über dem Horizont, während sie auf der mittleren Sonnenhöhe nur jeweils weniger als 10 Minuten verbringt. Je näher der Ort am Äquator liegt, desto mehr gewichtet sich die Verweildauer am Zenit, gegenüber der am Horizont bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.

In Trondheim verbringt die Sonne am Sonnenwendtag 8.7% ihrer Zeit am Zenit, also auf 50° Höhe über dem Horizont, in Hamburg 8.1% und in Pisa verbringt sie 6.7% ihrer Zeit über dem Horizont am Zenit. Die prozentualen Unterschiede mögen gering erscheinen, doch in Minuten ausgedrückt beträgt der Unterschied zwischen Trondheim und Pisa immerhin eine gute ¾ Stunde.

Zwar steigt die Sonne je weiter der Ort nördlich des Äquators liegt nicht mehr so hoch, wie an Orten die vom Äquator weniger weit entfernt sind, doch mit zunehmender Entfernung vom Äquator verbringt die Sonne mehr Minuten am Zenit, also im übertragenen Sinne in den beiden am MC angelehnten Häusern 10 und 9.

Die längere Verweildauer der Sonne am Zenit - an der Himmelsmitte, am MC - im Vergleich mit der Durchlaufzeit auf mittlerer Sonnenhöhe und am Horizont bildet das GOH Koch-Häusersystem mit seinen längeren Durchlaufzeiten durch die dem MC angelehnten Häuser 10 und 9 am naheliegendsten ab. Placidus, aber vor allem Campanus zeichnet Häuserbilder, die vom Lauf der Sonne - von Aufgang über Zenit bis Untergang - abgekoppelt zu sein scheinen.

Wenn die Schweden also ihr Sommersonnenwendfest, den 'Midsommardagen' feiern, rund um die Sommersonnenwende - ein nationaler Feiertag - die längsten Tage im Jahr auf der Nordhalbkugel der Erde, dann zeichnen verschiedene Häusersysteme ganz unterschiedliche Horoskopbilder.

Der Vergleich der Häusersysteme legt die Ergebnisse der unterschiedlichen Berechnungsmethoden jeweils zur gleichen Zeit dar:

 
Grafik 2 :
Häusersysteme Vergleich Trondheim / Hamburg / Pisa     Grafik: ASTROPLUS Professional-Edition     Editor: Adobe Photoshop Elements
 

Je weiter der Ort vom Äquator nach Norden oder Süden entfernt ist, desto stärker neigt sich die MC-Achse zu manchen Tageszeiten in Richtung ASC, was impliziert, daß besonders große und gleichzeitig besonders kleine Häuser entstehen.

Am Tag der Wintersonnenwende zeichnen die Häusersysteme dieselben Häusergrößenbilder, allerdings morgens rund um 07:00 - es ist Winterzeit in Europa - mit denselben großen Häusern (Koch: 3+9 / Placidus: 2+8 / Campanus: 1+7). Am Abend rund um 19:00 im Winter - und damit entsprechend am Morgen rund um 08:00 im Sommer - zeichnen die Häusersysteme ähnliche Häusergrößenbilder, nun aber sind die beiden größten jeweils andere Häuser (Koch: 4+10 / Placidus: 5+11 / Campanus: 6+12).

Das ganze Jahr über variieren die Tageszeiten, zu denen die Häusersysteme besonders große und dazu besonders kleine Häuser zeichnen, während es ebenso das ganze Jahr über Tageszeiten gibt, zu denen von den verschiedenen Systemen etwa gleichgroße Häuser gezeichnet werden.

 

 
Sphären Und Horoskopbilder
 
 
 

Sphärendarstellungen veranschaulichen, wie die Häusersysteme sich sozusagen auf den Globus legen.

Erst der Vergleich mit den jeweils zugehörigen Horoskopbildern offenbart die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn astrologe das Häusersystem aufgrund der Sphärendarstellung wählt.


Wer einen kostenlosen Account bei www.astro.com hat, kann dort über Mein Astro ein zuvor gespeichertes Horoskop anklicken und dann über Erweiterte Grafikauswahl > Rubriken: Rund > Horoskopart: Geburtshoroskop-Zeichnung > Zeichnungsmethode: Himmelskarte: Nordhimmel > Optionen für Tierkreis und Häuser | Häusersystem: das gewünschte Häusersystem wählen und sich die Sphäre für das gewählte Horoskop anzeigen lassen.

Die folgenden Grafiken ermöglichen den Vergleich der verschiedenen Systeme anhand einer Sphäre mit dem Beispiel Trondheim. Die Ekliptik mit den anliegenden Planeten zieht sich mit der Sonne am Abend über den DC auf der horizontalen Linie in die Nacht. Die gestrichelten gelben Linien markieren die Häusergrenzen. An der vertikalen Linie trifft sich die Ekliptik mit dem IC.

 
Grafik 3.1 :
Trondheim 21jun2019 20:00 SkyMap North GOH Koch     Grafik: AstroDienst www.astro.com     
 

 
Grafik 3.2 :
Trondheim 21jun2019 20:00 SkyMap North Placidus     Grafik: AstroDienst www.astro.com     
 

 
Grafik 3.3 :
Trondheim 21jun2019 20:00 SkyMap North Campanus     Grafik: AstroDienst www.astro.com     
 

Bei diesen dargestellten Sphären und ihren entsprechenden Horoskopbildern ist zu berücksichtigen, daß sie sich zu anderen Tageszeiten ganz anders darstellen.

 
Grafik 4 :
Häusersysteme Vergleich Sphären-Horoskope Trondheim     Grafik: ASTROPLUS Professional-Edition     Editor: Adobe Photoshop Elements
 

Die Sphäre für GOH Koch ist von leicht geschwungenen Häusergrenzenlinien durchzogen, sie liegen soweit nördlich vom Äquator eng beieinander. Das zugehörige Horoskopbild wirkt extrem mit einem sehr großen Häuserpaar zu jeweils 96°47' und dennoch symmetrisch und sogar harmonisch. Erinnerungsweise sei erwähnt, daß GOH Koch die größten Häuser am Tagesrand zeichnet und diese eine Maximalgröße von jeweils 107°45' erreichen.

Die Häusergrenzenlinien der Sphäre des Systems von Placidus wirken verwirrt, das gezeichnete Horoskopbild sieht etwas ausgeglichener aus.

Den saubersten Eindruck macht hier die Sphäre des Campanus-Häusersystems, eine in 12 gleichgroße Abschnitte aufgeteilte Kugel, gleichzeitig zeichnet das System ein recht asymmetrisches Horoskopbild und auf Höhe von Trondheim zusätzlich 2 mal täglich 1 Häuserpaar mit einer Gesamtgröße von 280°, so daß sich die verbleibenden 10 Häuser in die übrigen 80° des Horoskopkreises fügen.

Die Verwendung des Campanus-Häusersystem wird um so unverantwortlicher, je weiter der Ort vom Äquator nach Norden oder Süden entfernt liegt. Von der sauber in 12 gleiche Abschnitte geteilten Sphäre des Campanus-Häusersystems lasse ich mich also nicht beeindrucken, sondern von übergroßen und zugleich winzigen Häusern und den Verzerrungen, die bei der Deutung zwangsläufig entstehen und desweiteren von den nicht mehr stimmigen Transitübergängen!

 

 
Häusergrößen In Der Deutungspraxis
 
 
 

Welche Relevanz haben nun Größe und Lage von Häusern im Horoskop sowie die daran geknüpften Durchlaufzeiten von Gestirnen durch einzelne Häuser in der visuellen Aufnahme der Horoskopzeichnung einerseits und dann andererseits in der Deutung?

Die Unterschiede in den Berechnungen der verschiedenen Systeme bewirken Unterschiede zu derselben Tageszeit am selben Ort mit unterschiedlichen Haus-Positionen der Planeten bei manchen Häusersystemen und bei anderen nicht, was nicht allein der Sonnenhöhe über dem Horizont geschuldet ist.

Ich sehe nicht, daß Durchlaufzeiten der Gestirne durch einzelne Häuser in der Deutung eine Rolle spielen, wohl aber dabei, wie das Häuserbild im Horoskop überhaupt zustandegekommen ist, denn die Durchlaufzeit durch die Häuser mitentscheidet - neben den möglichen Häusergrößen, die ein System zeichnen kann -, in welchem Haus ein Gestirn schließlich mit möglicherweise anderen zusammen platznimmt.

Manche Astrologen messen eingeschlossenen Häusern und oder Zeichen ebenso Aufmerksamkeit bei. Die Wahl des Häusersystems mitbeeinflußt, wie häufig solche Dinge in der Praxis vorkommen.

 

 
Achsen Und Häuser In Der Polarregion
 
 
 

In der Polarregion gestaltet sich die Berechnung von Horoskopen anders, denn der ASC springt 2 mal am Tag um 180°!

Das bedeutet zudem, daß die MC-IC-Achse sich 2 mal täglich soweit neigt, daß sie mit der ASC-DC-Achse verschmilzt!

Astrologe ist es vielleicht gewohnt, den ASC bei Sonnenaufgang immer in der Nähe der Sonnenposition zu finden; dies ist schon aus naturgegebenen Gründen ganzjährig nicht möglich, da es in der Polarregion über Monate im Jahr entweder Polarnacht oder Mitternachtssonne gibt, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang also gar nicht stattfinden.

Tromsø in Norwegen ist das europäische Zentrum der Polarregion mit Forschungsinstituten und einer eigenen auf die Polarregion bezogenen Kultur, die zunehmend Touristenmassen zur Mitternachtssonne im Sommer und im Winter zur Polarlichterschau anzieht. Die Stadt ist von der Einwohnerzahl knapp an einer Großstadt vorbei und somit in Europa die größte Stadt in der Arktis.

 
Panoramablick auf Tromsø und die Tromsøbrua von der Klippe Storsteinen :
Tromsø Panorama Fjellheisen · 21jul2018 1347CEST (Tromsø)
 

Da es für die Häusersysteme GOH Koch und Placidus keine Häusertabellen für die Polarregionen gibt, schalten viele Astro-Programme zur Berechnung von Horoskopen nördlich und südlich der Polarkreise automatisch auf das System Porphyrius um und dritteln so die 4 Quadranten; es werden demnach zwischen den Achsen jeweils 3 gleich große Häuser gezeichnet. Alle in diesem Artikel abgebildeten Horoskopgrafiken mit den Häusersystemen GOH Koch und Placidus basierend auf einem Ort in der Polarregion bilden also eigentlich das Häusersystem Porphyrius ab!

 
Grafik 5 :
Häusersysteme Vergleich Tromsø     Grafik: ASTROPLUS Professional-Edition     Editor: Adobe Photoshop Elements
GOH Koch / Placidus = Abbildung als Porphyrius
 

Campanus hält Tabellen vor, mit denen auch für die Polarregionen Häuser berechnet werden können; mit dem Ergebnis, daß 2 mal am Tag schließlich nur noch jeweils 2 Häuser gezeichnet werden, wenn die Hauptachsen miteinander verschmelzen.

Die verschiedenen Systeme in der Polarregion mit ihren jeweils maximal größten Häusern:

 
Tabelle 3 :
 
Tromsø

 21.06.2019
GOH Koch mit je 60°00'
Placidus mit je 60°00'
Campanus mit je 180°00'
GOH Koch 02:53 sowie 22:41 jeweils 6 gleich große Häuser mit Wechsel zu diesen Uhrzeiten
Placidus 02:53 sowie 22:41 jeweils 6 gleich große Häuser mit Wechsel zu diesen Uhrzeiten
Campanus 02:53 Häuser 6+12 / 22:41 Häuser 1+7
 
 

Am Tage der Sommersonnenwende in der Nacht - die gar nicht stattfindet -, nämlich um 02:53:23 springt der ASC von einer Sekunde zur nächsten um 180°.

 
Grafik 6 :
Häusersysteme Vergleich Tromsø ASC-Sprung     Grafik: ASTROPLUS Professional-Edition     Editor: Adobe Photoshop Elements
GOH Koch / Placidus = Abbildung als Porphyrius
 

Hierbei sei berücksichtigt, daß sich die Sonne in den oberen Horoskopgrafiken zwar unterhalb der ASC-DC-Linie befindet, was normalerweise anzeigt, daß es Nacht ist und sie nicht zu sehen ist, doch hier ist sie vor Ort tatsächlich zu sehen, und zwar als Mitternachtssonne, 3.3° über dem Horizont! Auf dem Breitengrad von Tromsø zeigt sich die Mitternachtssonne in den jeweils etwa 4 Wochen vor und nach der Sommersonnenwende; wegen der Berge im Norden ist sie aber nur auf ebensolchen und natürlich nur an klaren Tagen zu sehen. Nach dem Springen des ASC steht die Sonne dann plötzlich auch wieder oberhalb der ASC-DC-Linie. Es gibt das ganze Jahr lang jeden Tag 2 solcher Sprünge in Tromsø - und natürlich überall sonstwo in der Arktis auch - zu Uhrzeiten, die sich über das Jahr verschieben; am Tage der Sommersonnenwende geschieht das um 02:53 und um 22:41.

 
Die Mitternachtssonne auf der niedrigsten Erhebung von 0.37° über dem Horizont an Ort und Zeit :
Cruise · Norwegian Jade · Midnattsol · 21jul2018 0059CEST (N69°20-E014°58)
 

Etwa 4 Monate im Jahr - ein Drittel des Jahres - geht in Tromsø die Sonne also entweder nicht unter oder gar nicht auf.

Die Besonderheit bei der Berechnung der Häuserspitzen für Polarregionen liegt darin, daß manche Häusersysteme keine Häusertabellen für ebendiese Polarregionen liefern.

Campanus und beispielsweise auch Regiomontanus bieten dagegen solche Häusertabellen auch für Polarregionen. Hier ändert sich im Resultat zuweilen sogar die Laufrichtung der Häuser und es können extrem große und zugleich extrem kleine Häuser entstehen.

Hier offenbart sich ein am Ende entscheidender Schwachpunkt des Campanus-Häusersystems mit der Zusammenschiebung aller Häuser bis auf 2, so daß nur noch diese 2 Häuser zu diesem Zeitpunkt abgebildet werden und alle Horoskopobjekte sich in 2 Häusern befinden, während sie sich bei GOH Koch und Placidus - abgebildet als Porphyrius - auf 6 Häuser verteilen können. Der Versuch, korrekte Häuserspitzen für Polarregionen zu berechnen mündet in einem ziemlich extremen Extrem.

Es ist klar, daß eine Geburt nachts um 2 in Tromsø während der Mitternachtssonne - oder umgekehrt an Tagen der Polarnacht - Spuren im Nativen hinterläßt, die sich im Horoskop manifestieren müssen.

Der zeitweise Restverbleib von 2 Häusern im Campanus-System bedeutet eine besonders starke Fixierung auf nur 2 Prinzipien. Zudem erweckt ein nur aus Haus 6 und 12 bestehendes Horoskop den Eindruck, es handle sich um irgendetwas nocturnales, tatsächlich aber existierte zum Zeitpunkt gar keine Nacht; die Achse 3 und 9 würde vom Naturell besser auf Mitternachtssonne passen.

Es ist wichtig, zu verstehen und zu berücksichtigen, daß für die Polarregionen das ganze Jahr über zu bestimmten Tageszeiten Horoskope entstehen, die unnormal und oder sehr extrem und seltsam aussehen!

Diese ungewöhnlichen Ergebnisse der Berechnung von Achsen und Häuserspitzen für Polarregionen legen nahe, daß bestimmte Häusersysteme - oder gar die gesamte herkömmliche Astrologie - in Polarregionen teilweise versagen und oder nicht richtig funktionieren oder gar eine völlig andere Berechnung der Achsen erfordert. Mit einer dort weltweit gesehen ansässigen Bevölkerung im sehr niedrigen einstelligen Millionenbereich müssen sich für eine Astrologie, die ernst genommen werden will, dennoch praktikable Lösungen finden. Ich denke allerdings nicht, daß unbedingt neue Methoden gefunden werden müssen!

Mir ist aufgefallen, daß Astrologen Horoskope mit sehr nah beieinander stehendem ASC und MC - also in zeitlicher Nähe zum zweimal täglich erfolgenden ASC-Sprung in Polarregionen - gerne als 'undeutbar' betrachten, ganze Persönlichkeitsanteile würden fehlen, weil die Hälfte der Häuser sehr klein ist und sich kaum ein Planet dort befinden kann.

Nun lassen sich dieselben Thematiken allerdings oft auch aus verschiedenen Häusern herausdeuten; relevante Lebensthematiken finden sich in der Regel generell mehrmals im Horoskop und nicht nur in einer Konstellation oder Häuserstellung. Zudem kann ein Planet in Konjunktion mit einer Achse stehend in das angrenzende nachfolgende Haus gedeutet werden, also beispielsweise ein Planet kurz vor dem IC rutscht deutungstechnisch in das sehr schmale Haus 4, welches eigentlich ansonsten vielleicht leer wäre.

Die Aufteilung der Quadranten zwischen den zu manchen Tageszeiten sehr nahe beieinanderliegenden Hauptachsen in jeweils 3 gleichgroße Häuser für Polarregionen erscheint mir als die sinnvollste Variante der verfügbaren Optionen.

Hier wird dem einen Extrem der zu manchen Tageszeiten stark geneigten MC-IC-Linie ausgleichend mit einer Ableitung der Idee des Äqualen Häusersystems begegnet und die resultierenden Deutungsergebnisse sind tauglich und sogar vernünftig. Dies wird unter anderem für GOH Koch von Astroprogrammen so praktiziert.

So wie die Berechnung von Horoskopen - die auf der Nordhalbkugel in der Antike wahrscheinlich unter dem Wissen der Existenz der Südhalbkugel erfunden wurde - auch auf der Südhalbkugel funktioniert, ohne daß irgendetwas gedreht oder gespiegelt oder gar vertauscht werden muß, so lassen sich ebenso normal Horoskope aus Polarregionen deuten, die das Ergebnis bereits vorhandener Berechnungsmethoden und -Konzepte sind.

Ich deute Polarhoroskope also nicht anders oder auf spezielle Weise, sondern ganz normal wie jedes Horoskop!

Etwaige psychologische Besonderheiten zeigen sich durch die zuweilen ungewöhnlichen Horoskopgrafiken und den manchmal extrem großen und oder kleinen Häusern, wobei viele Planeten in einem einzigen Häuserpaar stehen können. Hier kommt es nur darauf an, daß ich ein Häusersystem verwende, welches die Quadranten in gleichgroße Häuser aufteilt.

 

 
Die Wahl Des Häusersystems
 
 
 

Zusammen mit einer - weil praxistechnisch nicht nachvollziehbaren - fehlenden realitätsnahen Orientierung des Campanus-Häusersystems am Laufverhalten der Sonne auf ihrem täglichen Bogen und schließlich den extremen Resultaten zu bestimmten Tageszeiten in der Polarregion oder auch nur sehr nördlichen Breiten mit der Darstellung von Horoskopen, die fast nur noch aus 2 Häusern bestehen, sowie der generell vorkommenden Fokussierung des Horoskopes auf wenigere Prinzipien wegen der Tendenz des Systems zur Zeichnung sehr großer Häuser, erweist sich das Campanus-Häusersystem für mich als am wenigsten tauglich bis völlig unbrauchbar!

Große Häuser bedeuten eine potentielle Verlagerung der Deutung auf die entsprechenden Prinzipien dieser großen Häuser. Andererseits entstehen nunmal große - und gleichzeitig dazu kleine - Häuser durch die geographischen und damit verbundenen ekliptikalen Bedingungen.

Das Placidus-Häusersystem scheint eine Einfachheit auf Kosten der Realität zu pflegen, die Häuserdurchläufe der Sonne auf ihrem Bogen sind gleichmäßig und es entstehen keine extrem großen und zugleich besonders kleinen Häuser. Das System ist zudem durchaus polartauglich, wenn die Quadranten dort gemäß Porphyrius gedrittelt werden.

Es muß etwas 'dran sein, an der Bezeichnung 'GeburtsOrtHäuser', am GOH Koch-Häusersystem, denn es ist mit Quadrantendrittelung gemäß Porphyrius nicht nur polartauglich, sondern zeigt sich auch angepaßt an den unterschiedlich schnellen Lauf der Sonne entlang ihrer täglichen Bahn am Himmel und schließlich zeichnet es keine bedenklich großen Häuser.

Grundlegend kann konstatiert werden, daß sich potentiell mit jedem Häusersystem in der Deutung Treffer erzielen lassen, doch sind sie dann auch zutreffend und plausibel?

Planeten können in andere Häuser fallen, auch Asteroiden oder Errechnete Punkte, und somit die Deutung des Horoskope mehr oder weniger drastisch verändern, wenn man zwischen den Häusersystemen zappt.

Ich arbeite von Anbeginn mit dem GOH Koch-Häusersystem, habe nie daran gezweifelt und werde wohl auch nie damit anfangen, weil es sich in der alltäglichen Praxis wieder und wieder bestätigt, mit viel zu oft erstaunlichen Häuserspitzentreffern, um an diesem System zweifeln zu können. Dennoch vergesse ich nicht, daß es auch andere Systeme gibt und schaue gelegentlich, wie andere Häusersysteme Planeten in vielleicht andere Häuser platzieren.

 

 
Fallbeispiele
 
 
 

Björk Guðmundsdóttir

Ich möchte die Aufmerksamkeit lenken, auf das Radix, der weltweit bekannten isländischen Künstlerin Björk. Die Uhrzeit hat C-Rating, die Quellangaben finde ich allerdings plausibel, ebenso die Transite zur Geburt ihres Sohnes mit beispielsweise tJupiter gradgenau auf dem IC und ihr Heimweh mit dem rChiron am rIC. Sie wurde 4 Wochen vor der Wintersonnenwende morgens in Reykjavik (64°09'N) geboren, also nur wenige Autostunden südlich des Polarkreises. Ein perfektes Beispiel, denn bei Tagesrandhoroskopen zeigt sich mir ganz besonders gut, ob ein Häusersystem stimmig sein kann oder nicht. Der MC neigt sich in Reykjavik übrigens 2 mal täglich bis auf nur 25° über die ASC-DC-Achse.

 
#A93:Guðmundsdóttir, Björk,f,21.11.1965,7:50,Reykjavík,IS
#B93:*,64n09,21w57,1w00,0
#ZNAM:WAT
#COM:Singer
#VIA:RO (c)
 

 
Grafik 7 :
Häusersysteme Vergleich Björk Guðmundsdóttir     Grafik: ASTROPLUS Professional-Edition     Editor: Adobe Photoshop Elements
 

Das Beispiel Björk wird in der AstroDataBase mit Placidus dargestellt, ein System, das offensichtlich nicht stimmig ist!

Die Position von Jupiter und AsteroidLilith in den Häusern bei verschiedenen Systemen am Beispiel Björk:

  • GOH Koch = Jupiter in 9 / AsteroidLilith in 9   Häuser entweder sehr groß oder sehr klein
  • Placidus = Jupiter in 8 / AsteroidLilith in 8   Häuser ungleich groß
  • Campanus = Jupiter in 7 / AsteroidLilith in 8   Häuser entweder groß oder klein
  • Porphyrius = Jupiter in 8 / AsteroidLilith in 8   Häuser in den Quadranten gleich groß
  • Regiomontanus = Jupiter in 8 / AsteroidLilith in 9   Häuser entweder groß oder klein
  • Topozentrisch = Jupiter in 8 / AsteroidLilith in 8   Häuser ungleich groß

Nun könnte astrologe einwenden, die meisten Übereinstimmungen in dieser Liste deuten auf Jupiter und AsteroidLilith in 8; Wasser - und er wäre dann doppelt bewässert - schwächt Jupiter (außer im 12.Prinzip), das paßt also nicht zusammen mit der Ausdrucksstärke von Björk. Noch viel deutlicher ist übrigens Lilith in Wasser geschwächt.

Gerade für so nordische Verhältnisse hat sich Björk immer als Paradiesvogel gegeben, dazu passend das dortige Bild mit entsprechendem Outfit, oder man bemüht Google; sie stellt sich in reichhaltigem Stil dar, pompös, ungewöhnlich, schräg. Das kann erklärt werden über Uranus-Pluto am MC, MeanLilith im Wassermann, aber im Quadrat zur ASC-DC-Achse, also mit geschwächter Außenwirkung. Aber woher kommt die pompöse, übertrieben stilistische Darstellung. Eine starke Jupiter-Position muß hierfür verantwortlich sein, ebenso gibt der AsteroidLilith Aufschluß über so eine auffällige Selbstdarstellung.

Ein Verständnis von Lilith - beide gleich wirkenden Varianten MeanLilith und AsteroidLilith -, vom Zusammenspiel der Lilith's mit Jupiter und zudem vom gerne ignorierten Jupiter selbst ist wichtig, um hier ein realistisches Verständnis des Horoskopes von Björk zu erlangen. Man mag sich fragen, woher denn der zuweilen düstere Unterton bei Björk kommen mag, beispielsweise ihre für nordische Verhältnisse auch eher untypischen dunklen Haare. Lilith ist eine Kombination von Uranus und Pluto, da kommt es her! Wo Lilith ist, ist auch Pluto. Das schräge Outfit mag astrologe Uranus-Pluto am MC zuordnen, doch wesentlich passender ist der Uranus-Part in Lilith.

Nur das GOH Koch-Häusersystem stellt Jupiter und AsteroidLilith beide in 9, wo sie stärker sind als in 8 und sich viel freier ausdrücken können. Zusammen mit der Position im Wasser-Zeichen wird selbiges gar verdampft oder es köchelt ständig vor sich hin, es kann auch Gischt symbolisieren, alles in Island übrigens zuhauf in der Natur vorkommende Dinge. Die musikalische Kunst stammt aus dem 7.Prinzip, von den beiden Lilith's; sie müssen also stark gestellt sein, in beispielsweise Luft und oder Feuer.

Auch die Positionen von Mars und Venus ergeben mit GOH Koch im luftigen 3.Haus einen Sinn im Vergleich zur Position im eher konservativen und unauffälligen 2.Haus.

Bei so nördlichen Geburten gibt es GOH Koch-Häuser, die besonders groß sind, manchmal 2 Zeichen einschließen. Es ist interessant zu beobachten, welche Häuser besonders groß sind. Ebenso kann es tageszeitenabhängig Häuser geben, die nur wenige Grade breit sind.

Die Prinzipien großer Häuser spielen beim Nativen auch eine entsprechend große Rolle!

Es ist sicher kein Zufall, daß das GOH Koch-Häuserpaar 3+9 bei Björk die größten Häuser bildet. So fallen mehrere Planeten in diese beiden großen Häuser und verdeutlichen astrologisch, welche Bedeutung diese beiden Prinzipien in ihrem Leben haben; sie reist in der Welt herum, ist ausgewandert, zurückgekommen, hat viele Kontakte usw.

 

Grönland

Zur Sommersonnenwende 2009 flog sich die dänische Königin nach Grönland ein, um die größte Insel der Welt in eine Quasiunabhängigkeit zu entlassen:

 
#A93:Greenland,*,e,21.6.2009,10:45,Nuuk,GL
#B93:*,64n11,51w44,3w00,1
#ZNAM:BZT/S
#COM:State
#VIA:uk.nanoq.gl
 

Der Asteroid Sedna, benannt nach der Meeresgöttin der Inuit, positioniert sich gradgenau auf dem MC. Nach GOH Koch hat Grönland Pluto in 4, was ziemlich gut paßt, da die Insel sich durch den Klimawandel gerade sehr verändert; nach Placidus müßte der schon fast in 5 gedeutet werden und nach Campanus befindet er sich in 5, was nicht paßt.

 

Ein Nördliches Mundan-Horoskop

Das Horoskop vom Saatgut-Bunker Svalbard Global Seed Vault des 'Global Crop Diversity Trust' auf Spitzbergen, der im Rahmen einer Zeremonie mit einigen hochrangigen, extra eingeflogenen Gästen, zur Einlagerung und somit Sicherung von Saatgut aus der ganzen Welt eröffnet wurde. Der Bunker befindet sich 1300km südlich des geografischen Nordpols und 950km nördlich von Tromsø.

 
#A93:Svalbard Global Seed Vault,*,e,26.2.2008,10:30,Longyearbyen,NO
#B93:*,78n14,15e29,1he00,0
#ZNAM:MEZ
#COM:Architecture
#VIA:www.croptrust.org
 

 
Grafik 8 :
Häusersysteme Vergleich Svalbard Global Seed Vault     Grafik: ASTROPLUS Professional-Edition     Editor: Adobe Photoshop Elements
GOH Koch / Placidus = Abbildung als Porphyrius
 

Sonnenaufgang vor Ort war übrigens um 09:00, Sonnenuntergang 15:23, mit dem ASC nahe an der Sonne, der nächste ASC-Sprung fand um 11:36 statt, mit der Sonne knapp 10° unterhalb des ASC als Ausgangspunkt und knapp 10° oberhalb des DC nach dem Sprung.

Bei diesem Horoskop lohnt unbedingt ein Blick auf einige Asteroiden. 'Ceres' steht für Getreide und Ernteerträge, 'Sedna' ist als Meeresgöttin der Inuit bekannt, also als Gottheit der Kulturen in der Arktis. Beide stehen in enger Konjunktion in 2, dem Prinzip des Besitzes und der Besitzstandswahrung. Das 8.Haus und sein Prinzip stehen unter anderem für die Unterwelt, also auch Höhlen und Bunker. In diesem Haus befindet sich 'Demeter', die griechische Entsprechung zu Ceres. Zudem 'Pholus', unter anderem ein Wächter über Vorräte und schließlich der Asteroid 'DNA', die im Saatgut enthaltenen Gene symbolisierend. Im eng zusammengeschobenen 11.Haus sitzt Asteroid 'United Nations', Symbol für die Zusammenarbeit in dieser Sache. Auch die Asteroiden 'Arctica' und 'Darwin' sowie der Zentaure 'Nessus' haben plausible Häuserpositionen inne.

Die für GOH Koch und Placidus in den Polarregionen gleichermaßen praktizierte Aufteilung der Quadranten in 3 gleich große Häuser stellt sich als unzweifelhaft passende Lösung heraus. Dieses Beispielhoroskop aus der Arktis läßt sich so wunderbar deuten!

 

Weitere Beispiele Nördlicher Horoskope

Anni-Frid Lyngstad   Sängerin ABBA  Rodden Rating C

Maud Adams   Schauspielerin  Rodden Rating AA / GOH Koch-Häuser 3+9 erstrecken sich über jeweils ~119°

Heidi Hautala   Politikerin  Rodden Rating A / GOH Koch-Häuser 4+10 erstrecken sich über jeweils ~100°

Stieg Larsson   Autor  Rodden Rating X / GOH Koch-Häuser 4+10 erstrecken sich über jeweils ~122° bei rektifizierter Uhrzeit

 

 
Links
 
 
 

Aszendent   Wikipedia  Deutsch

Ascendant - Effects Of Polar Astrology   Wikipedia  Englisch

Astrologie in Polargebieten und auf der Südhalbkugel   www.astro.com  Deutsch

Astrology in polar regions and on the southern hemisphere   www.astro.com  Englisch

Häusersystem   www.astro.com  Deutsch

House   Wikipedia  Englisch

Mitternachtssonne   Wikipedia  Deutsch

Midnight Sun   Wikipedia  Englisch

Tables of Houses for the northern and southern latitudes   www.astro.com  Häusertabellen

Koch House System   www.astro.com  Englisch

Placidus House System   www.astro.com  Englisch

ASTROPLUS Professional-Edition   www.astrocontact.at  Professionelles Astrologie-Programm