Es war 07:38, als 'AIDAperla' durch die Hafeneinfahrt von Livorno fuhr und um 08:12 hatte sie dann am 'Cruise Terminal Alto Fondale' Pier 46 und 47 festgemacht. Es ist verboten, im Hafengebiet herumzulaufen und somit sind der Shuttlebus sowie auch die damit verbundenen Kosten von €5.00 für das Rückfahrticket verbindlich. 'AIDAperla' war um 08:47 freigegeben und ich verließ das Schiff. In der Halle neben dem Ausgang auf der anderen Seite kaufte ich das Ticket für den Shuttlebus an einem Desk und fuhr dann 10 Minuten später mit dem Bus vom Terminal ab. Die Fahrt zum 'Municipio Di Livorno' in der Via Claudio Cogorano, einige Meter nördlich der Piazza Grande, von wo aus es einige weitere Meter in Richtung Osten zur öffentlichen Bushaltestelle 'Grande' in der Via Grande sind, dauerte 12 Minuten. Eine Busfahrt von dort zum Bahnhof Livorno Centrale mit Linie 'LAM Blu' kostet €1.70 im Bus gekauft. Busse fahren mehrmals in der Stunde, aber ich ging lieber zu Fuß, da ich genügend Zeit hatte bis zur Abfahrt des nächsten Trenitalia-Zuges zu meinem ersten Ausflugsziel heute. Den Bahnhof Livorno Centrale erreichte ich um 09:44, löste ein Ticket an einem der Automaten für die Abfahrt um 10:12 nach Firenze Santa Maria Novella, es kostete €9.70, ich entwertete es und stieg in den Zug, der dann pünktlich abfuhr. Es sollte ein weiterer sonniger Tag werden, aber zeitweise mit einigen dünnen und hohen Schleierwolken, und ich hatte noch keine Ahnung, in welche Art von Abenteuer die Natur mich im weiteren Verlauf des Tages hineinmanövrieren würde.
Nach einigen Zwischenstops, Pisa war der erste unter ihnen, erreichte der Zug um 11:34 Firenze Santa Maria Novella, der Hauptbahnhof von Firenze, die Stadt, die sich selbst als Infektiöse Schönheit promotet. Ich ging zunächst durch die historische Altstadt zum gigantischen 'Duomo Di Santa Maria Del Fiore' mit dem 'Campanile Di Giotto' und weiter in Richtung Ponte Alle Grazie, mit Blick auf die berühmte Ponte Vecchio und dann die Treppe hoch zum Piazzale Michelangelo mit seinem großartigen Panorama auf ganz Firenze, vielleicht der einzige Ort, um den großen Duomo und den Campanile auf ein Photo zu bekommen. Was für ein überwältigender Blick auf die einzelnen Sehenswürdigkeiten von Firenze und die nahegelegenen typischen toskanischen Gärten mit ihren Zypressen, wow, das ist Italien! Zurück die Treppe hinunter zum Fluß Arno und über die Ponte Vecchio zum Palazzo Vecchio mit seiner berühmten 'Statua David Di Michelangelo' und der 'Statua Ercole E Caco', Massen von Touristen, nicht nur auf der Piazza Della Signoria, sondern sie schieben sich auch durch die schmalen Gassen. Nocheinmal kam ich am Duomo und dem Campanile vorbei, bevor ich zurück zum Hauptbahnhof Santa Maria Novella ging.
Es war schon ein bißchen merkwürdig, ich hatte bereits ein Ticket nach Pisa für €8.40 am Automaten gekauft, es entwertet und war gerade dabei, in den Zug zu steigen, als die Anzeige meinte, daß die Fahrt gestrichen sei. Da ich den Grund nicht kannte, kam ich auch nicht auf die Idee, meinen Plan B, also den Bus von Firenze zum Flughafen von Pisa, der in fußläufiger Entfernung zum Hauptbahnhof von Pisa liegt, zu aktivieren. Stattdessen rauschte ich in das Abenteuer des Tages, von dem ich noch nicht wußte, daß es sich fast stündlich eskalieren würde. Ich war schon etwas genervt, als der nächste Zug nach Pisa um 15:31 endlich abfuhr, weil es einen Zeitverlust von mittlerweile wertvollen 40 Minuten bedeutete und somit die Zeit für meinen Besuch in Pisa abkürzte. Um 15:57 stoppte der Zug plötzlich in Empoli wegen eines Feuers auf der Strecke, was ich aber erst später aufgrund meiner mangelhaften italienischen Sprachkenntnisse herausfand. Totales Chaos in Empoli, ich wurde an 'Pullman' verwiesen, nachdem ich im Bahnhof gefragt hatte. Busersatzverkehr, na fein, in Deutschland gibt es fast nur Busersatzverkehr, ich fühle mich schon ganz wie zuhause! Aber das ist die Natur, und es gibt eine große Dürre in diesem Jahr in Italien. Eine in jeder Hinsicht gigantische Masse von gestrandeten Passagieren besetzte bereits die gesamte Piazza vor dem Bahnhof, Taxis Fehlanzeige. Ich hatte schon einen Bus abfahren sehen und dachte, daß ich ein Glücklicher sein muß, als ein weiterer Bus mit der vorderen Tür direkt vor mir hielt. Die Tür öffnete sich, ein Offizieller trat heraus und machte klar, welcher Art von Personen er erlauben würde, den Bus zuerst zu betreten. Bambini, Donne, Anziani! Dafür reichte mein Italienisch nun wirklich. Einige entsprechende Leute wurden in einem langwierigen Prozeß aus der Menge aussortiert und durften in den Bus. Mittlerweile wedelte ich schon mit meiner 'Bordkarte' vor den Augen des Offiziellen und versuchte ihm klarzumachen, daß ich mein Nave Crociere verpassen würde. Schließlich fing die Masse hinter mir an, mich einfach in den Bus zu schieben, der Offizielle gab auf. Um 16:37 fuhr der Bus endlich mit einer Mischung von Passagieren, übrigens nicht nur Kinder, Frauen und alte Leute ab. Er kam in San Romano am dortigen Bahnhof nach einer Fahrt von endlosen 28 Minuten an. Ich eilte in den nächsten Zug Richtung Pisa, nachdem ich versucht hatte, beim Zugschaffner und anderen ebenso ratlosen Reisenden die Abfahrtszeit zu erfragen, und ob dies überhaupt der richtige Zug nach Pisa sei. Der Zug fuhr in San Romano um 17:19 ab und kam um 17:45 in Pisa Centrale an.
Voller Zweifel, ich könnte einerseits das Schiff verpassen, und andererseits das einzige Highlight hier in Pisa, dem ich schon so nahe war, nur 20 Minuten zu Fuß entfernt, beschloß ich, es zu riskieren, ging sehr schnellen Fußes zum Piazza Dei Miracoli mit dem 'Duomo Cattedrale Di Santa Maria Assunta' und dem weltberühmten 'Torre Pendente', machte schnell ein paar Photos und ich nahm mir auch noch ein paar Minuten Zeit, um das wirklich imposante und gigantische Gebäude-Ensemble auf mich wirken zu lassen. Die Sonne bewegte sich bereits hinter die Gebäude, aber ich hatte schon wieder Glück, eine kurze Minute für meine Photos ohne Touristen, die dort üblicherweise herumalbern und auf das schöne Grün des Rasens treten, was verboten ist. Ich kehrte sehr schnell zum Hauptbahnhof von Pisa zurück, nur um dort herauszufinden, daß sich das durch das Feuer auf der Bahnstrecke verursachte Chaos mittlerweile auf offensichtlich das gesamte Bahnsystem in der Toscana ausgedehnt hatte. Der nächste Zug nach Livorno war verspätet, ich kaufte mir ein Ticket für €2.60 an einem Automaten, entwertete es und ging zurück zum Taxistand außerhalb der Bahnhofshalle, aber Taxis waren nicht verfügbar, auch nach längerem Warten nicht. Ich beschloß, den Zug zurück nach Livorno zu nehmen.
Um 19:03, weniger als 1 Stunde vor Abfahrt des Schiffes, fuhr der Zug von Pisa nach Livorno endlich mit einer Verspätung von 31 Minuten ab. Kurz bevor er um 19:17 in Livorno ankam, traf ich zufällig eine vierköpfige Familie vom Schiff und wir versuchten, ein Taxi nach der Ankunft in Livorno zu finden. Es gab keine Taxis, und wir landeten schließlich im 'LAM Blu' von Livorno Centrale zur Haltestelle 'Grande' in der Via Grande, er fuhr 7 Minuten nach der Ankunft in Livorno. Da der letzte Shuttlebus schon vor einiger Zeit abgefahren war, er war für 19:00 angekündigt, hatte die Frau der Familie bereits mit dem Smartphone mehrmals die Notrufnummer des Schiffes auf der 'Bordkarte' kontaktiert, um herauszufinden, wie nun ohne den Shuttlebus zu verfahren sei. Wir waren an der Shuttlebushaltestelle ungefähr 20 Minuten vor Abfahrt des Schiffes, keine Taxis in Sicht. Wir versuchten, eines telefonisch zu rufen, aber kein Erfolg, als plötzlich ein Taxi um die Ecke an der Piazza Grande schoß und direkt auf uns zufuhr. Leicht verzweifelt inzwischen, sprangen wir alle in das Taxi, 6 Minuten vor Abfahrt des Schiffes, der Fahrer machte es schnell. Um 20:03 betraten wir nach einer schnellen Sicherheitskontrolle schließlich die 'AIDAperla', sehr glücklich, und erfuhren, daß noch 20 weitere Passagiere erwartet werden würden. Das Feuer auf der Bahnstrecke verzögerte die Abreise der 'AIDAperla' bis 20:42. Sie passierte die Hafenausfahrt etwa 15 Minuten später und schipperte weg von Italien, mit einigen sehr glücklichen Passagieren an Bord. Das 'Weite Welt' servierte wieder Küche aus der Toskana, und ich habe mir die größte Portion Gelato seit immer genehmigt! Nach Mitternacht waren die Lichter von Corse in Sicht, und ich hatte noch eine späte Mahlzeit und etwas zu Trinken.
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