Das alte Sanskrit-Wort 'Dasa' - oder auch 'Dasha' - bedeutet unter anderem Planetenperiode. Es gibt viele Dasa-Systeme - das mit Abstand gebräuchlichste ist das 'Vimshottari'-Dasa-System -, sie kennzeichnen Planeten, die über bestimmte Lebensabschnitte herrschen und so mit ihren Einflüssen auch entsprechend ihrer Charakteristika wirken.

Über Herkunft und Alter der Dasa-Systeme schweigen sich sowohl Bücher als auch Quellen im Internet aus; ich kann also davon ausgehen, daß es sich damit genauso verhält, wie mit der Astrologie selbst; Alter und Herkunft sind unbekannt.

Ich entdeckte dieses System zum Geburtszeitcheck und zur Geburtszeitkorrektur vor 17 Jahren, eine Google-Suche nach den Begriffen 'Rectification' und 'Vimshottari' zeigt tausende Suchergebnisse zum Thema in englischer Sprache, verfaßt von üblicherweise indischen Astrologen. Eigentlich ist das Vimshottari-Dasa-System eine Prognose-Methode, womit es dann aber auch zur Rektifikation eingesetzt werden kann. Obwohl es sehr gute und durchweg brauchbare Ergebnisse liefert, die ohne allzu große Mühe in die westliche Astrologie übertragbar sind, blieben die Potentiale des Vimshottari-Dasa-System's unter westlichen Astrologen bisher weitgehend ungenutzt.

In der Indischen Astrologie gibt es 9 Planeten: Sonne / Mond / die 5 bekannten altertümlichen Planeten + die beiden Mondknoten 'Rahu' Aufsteigend und 'Ketu' Absteigend, sie werden teils anders interpretiert - auch in Ermangelung der äußeren neuzeitlichen Planeten ab Uranus -, aber die Energien sind meiner Wahrnehmung nach ähnlich oder sogar gleich. Die Planetenperioden, die Dasa's, sind unterschiedlich lang - wobei davon ausgegangen wird, daß Menschen bis zu 120 Jahre alt werden können - und mit Dauer in Jahren wie folgt arrangiert:


Maha Dasa's (Haupt-Dasa's):

Jahre   Planet Deutungsansätze 7 Ketu Desaster Katastrophen Leid Krankheit Schäden Unglück (plutonischer Charakter) 20 Venus Finanzen Kunst Materielles 6 Sonne Freiheit Führungsposition Geldzufluß Glück Selbstverwirklichung Vater 10 Mond Emotionalität Gefühle Mutter 7 Mars Energie Gefahren Unfälle 18 Rahu Führungsposition Gewinne Leid Schwierigkeiten Störungen (uranischer Charakter) 16 Jupiter Bildung Führungsposition Geldzufluß Glück Reisen Wohlstand 19 Saturn Arbeit Armut Mühen Unfälle Verluste 17 Merkur Bewegung Geschäfte Intellektualität Medien

Diese einzelnen Haupt-Planetenperioden werden jeweils in weitere Unterperioden unterteilt:

Unterperiode Ebene Dauer Antardasas  1.Unterperiode  109.5 bis 1217.5 Tage Pratyantardasas  2.Unterperiode  5.5 bis 203 Tage Sookshma-Antardasas  3.Unterperiode  6.5 Stunden bis 34 Tage Praana-Antardasas  4.Unterperiode  20 Minuten bis 135 Stunden

Innerhalb jeder einzelnen Unterperiode läuft dasselbe Schema des Planetenarrangements mit anteiliger Dauer erneut ab. Also beginnt die 1.Unterperiode Antardasas wieder mit einer Ketu-Periode, gefolgt von einer Venus-Periode, einer Sonne-Periode und so weiter. Die Venus-Maha-Dasa's beginnen jeweils mit einer Venus-Periode, die Sonne-Maha-Dasa's jeweils mit einer Sonne-Periode und so weiter. Durch die immerfortwährende Verkürzung der jeweiligen Unterperioden haben die Sookshma-Antardasas-Perioden schließlich nur noch eine Dauer von 6.5 Stunden (Sonne-Periode) bis 34 Tagen (Venus-Periode).

Berechnet werden die Dasa's mit den Geburtsdaten - ausgehend von der Mondposition - wie wir sie aus unserer Astrologie mit dem Tropischen Tierkreis kennen. Diese müssen allerdings zunächst um die  Präzession  - also die Verschiebung des Frühlingszeitpunktes - korrigiert werden, um die Position für die Indische Astrologie mit ihrem Siderischen Tierkreis zu erhalten. Das alte Sanskrit-Wort für Präzession lautet 'Ayanamsa' - oder auch 'Ayanamsha'. Es gibt diverse unterschiedliche Ansichten, wo genau der Beginn des Siderischen Tierkreises sich befindet, und damit gibt es auch diverse unterschiedliche Ayanamsa's. Das offiziell von der indischen Regierung unterstützte System - es wird verwendet zum Festlegen der Feiertage - ist das 'Lahiri'-System, auch als 'Traditional Lahiri'-System bekannt. Selbst bei gleichem ausgewählten Ayanamsa-System können unterschiedliche Astrologie-Programme für die Schnelläufer leicht unterschiedliche Planeten-Positionen liefern, diese Unterschiede halten sich aber meist im Sekunden-Bereich. Ich verwende ausschließlich dieses offizielle System 'Lahiri' / 'Traditional Lahiri'. Dieter Koch hat verschiede Ayanamsa's auf einer Seite bei  www.astro.com  beschrieben. Der Tag der Geburt fällt dann üblicherweise irgendwohin innerhalb eines Maha-Dasa's, also nicht zwangsläufig an den Beginn eines Maha-Dasa's.

Selbstverständlich muß niemand die Dasa's manuell ausrechnen. Es gibt verschiedene Computer-Programme, die diese Arbeit übernehmen. Ich benutze die Freeware  Jagannatha Hora . Dieses kostenlose Programm von P.V.R. Narasimha Rao verwendet die 'Swiss Ephemeris' und kommt mit einer whoppigen und weltweiten Ortsdatenbank. Es berechnet die Periodenübergänge im Gegensatz zu einigen anderen Programmen auf die Sekunde genau, ist allerdings nur in englischer Sprache gehalten, was wiederum aber niemanden davon abhalten sollte, nach einmal eingegebenen Geburtsdaten innerhalb von Sekunden die laufende Planetenperiode an einem bestimmten Ereignis-Tag oder Zeitraum herauszufinden und so die Vimshottari-Methode als ein wunderbares Werkzeug zum Geburtszeitcheck und auch zur wirklich schnellen Geburtszeitkorrektur zu verwenden.

Folgend ist mit den Abschnitten A bis G beschrieben, wie man die Dasa-Perioden mit dem Programm 'Jagannatha Hora' ermitteln kann; 3 dieser Abschnitte müssen insgesamt nur einmal vorgenommen werden.

Im großen Feld unten mittig 'Natal Chart' erscheinen meine Geburtsdaten und weitere Informationen. Im Feld darüber finden sich die siderischen, also die um die Ayanamsa korrigierten Planetenpositionen, der Mond in der 3.Zeile von oben und außerdem in der 1.Zeile der siderische ASC, 'Lagna' genannt.

Da mir 'Jagannatha Hora' kein westliches Horoskop anzeigt, nutze ich 'Astroplus', um die Mondposition sowie den ASC abzugleichen und so sicherzustellen, daß ich mit den richtigen Daten und vor allem mit der korrekten Mondposition arbeite.

Mit dem Klick auf OK werden mir die Sookshma-Antardasas angezeigt; darüber oder darunter liegende Unterperioden kann ich durch einen Klick darauf auffächern.

Für ein weiteres zu überprüfendes Ereignis-Datum rufe ich einfach per Klick mit der rechten Maustaste ins Feld 'Vimsottari Dasa' das Menü 'Locate an event' erneut auf.

Viele Ereignisdaten können so in wenigen Minuten dahingehend überprüft werden, ob sie in eine planetar passende Periode gefallen sind; z.B. ein sehr positives Ereignis fand während einer Jupiter-Unterperiode statt oder ein regelrechtes Desaster während einer Ketu-Periode.

Ich verfahre hier übrigens ebenso wie bei Häuser- und Zeicheneintritten; fällt ein Ereignis in eine Unterperiode kurz vor Eintritt in deren folgende Unterperiode - je nach Länge der aktuellen Unterperiode bis etwa 2 Tage Vorlauftoleranz höchstens - dann betrachte ich bereits die Folgeunterperiode als aktiviert.

Bei den meisten von mir untersuchten Horoskopen mit  Astro-Databank Rodden Rating  AA oder A ergab sich eine übliche Trefferquote von meist 60 bis 80% planetar sinnhaft-passender Perioden auf der (4.)Sookshma-Antardasas-Unterebene, Treffer auf der (3.)Pratyantardasas-Unterebene sind selten, kommen aber dennoch vor.

So eignet sich das indische Vimshottari-Dasa-System also auch als Mittel zur Prognose, um Tendenzen möglicher Aktivitäten und Geschehnisse im Leben aufzuzeigen, in guter Ergänzung zu den Transiten.