Während ich noch unterwegs war zum 'Stena-Line'-Terminal am 'Schwedenkai' in Kiel, sah ich aus der Ferne, wie das Boarding pünktlich um 17:00 begann. Es waren nur wenige Leute am Check-In-Schalter, dennoch mußte ich 15 Minuten warten, weil nur eine Person hinter dem Tresen das Prozedere durchführte. Keine Wartezeit bei der Bordkartenkontrolle, keine Sicherheitschecks, kein Zoll und keine Personenkontrolle dank Schengen, und um 17:22 betrat ich die Fähre 'Stena Scandinavica' nach Durchqueerung der endlosen Gangway in zunehmend luftiger Höhe. Es roch schonmal ganz lecker nach Bratfisch. Ich hatte eine Innenkabine gebucht, Außenkabinen gab es nur noch im sehr teuren Premium-Segment. Kurz darauf, ich mußte durch das ganze Schiff, erreichte ich meine Kabine 9956 backbords. Fenster mit Blick nach Achtern auf das zentrale Parkdeck zwischen den Schornsteinen, auf dem nur ein einziger Truck parkte. Das Rollo am Fenster war bockig, es gab eine beschränkte Auswahl deutscher TV-Programme und die Klimaanlage wärmte die Kabine kaum richtig auf.
Um 18:34 legte die 'Stena Scandinavica' gut 10 Minuten vor planmäßiger Abfahrt vom 'Schwedenkai' ab, setzte zurück und drehte, nachdem schon gut 20 Minuten zuvor die Motoren angelassen worden waren. Gegen 19:20 passierte die Fähre Laboe, Möven wurden aus Händen von Passagieren im Flug gefüttert. Es gab einen guten Blick vom höchsten Deck 12 rundherum, der Himmel war deprimierend grau und blieb es auch bis zum Sonnenuntergang. Auch auf dieser Skandinavienfähre gab es von Abfahrt an unangenehmerweise viele Betrunkene mit glasigen Augen und fragwürdigem Benehmen.
Um 20:15: 'düdeldidüd-düd', 'Willkommen beim Maritime Service!'; mein Mobilfunk-Provider meinte, ich befände mich auf hoher See; die Küste war noch in Sicht. Ich schaltete mein Smartphone in den Flugmodus, denn die in Aussicht gestellten Preise für den Internetzugang waren jenseits von Gut und Böse. Etwa 3 Stunden nach Abfahrt aus Kiel, vom Wetterbericht eigentlich nicht vorgesehen, gab es doch noch einen wunderbaren Sonnenuntergang über Langeland.
Ich ging noch schnell durch den kleinen Laden, die Preise waren akzeptabel. Es gibt 3 Restaurants vorne im Schiff mit Blick auf den Bug und auch 3 Bars, eine mit Livemusik, ein Spielzimmer und eine Reihe von Glücksspielautomaten. Die Treppen sind schmal, die Orientierung anhand der Beschilderung sehr gut. Vor Mitternacht, Wellen und Wind schlugen backbords gegen den Bug und die 'Stena Scandinavica' rumpelte wie eine Eisenbahn. Es wurde gefährlich windig auf Deck 12, die Luft zum Atmen blieb mir weg. Unglaublich, aber Gischt spritzte bis hier hoch und machte es sich auf meiner Kameralinse bequem. Die 'Storebæltsbroen' tauchte auf, aber Fotografieren war wegen Wind und Gischt kaum noch möglich. Es gelangen mir nur vereinzelt Fotos mit Detailschärfe. Planet Jupiter thronte über der Brücke und die Venus begann hinter einer kleinen Wolke zu verschwinden.
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